Traumjob bei Vonovia

Interview mit einer ehemaligen Beschäftgten

Das Wohnumfeld der Vonovia-Objekte sorgt immer wieder für Unmut. Oftmals wirken die Grünanlagen ungepflegt und lieblos, Spielplätze laden nicht zum Verweilen ein, kurzum: irgendwie ist es trostlos. In Rechnung gestellt wird es natürlich trotzdem. Vonovia betrachten nicht nur die Mieterinnen und Mieter als Melkkühe, sondern auch die Beschäftigten. Das folgende Interview gibt Einblicke in die Arbeitsbedingungen.

Wie warst du zu Vonovia gekommen?

Ganz einfach, ich hatte mich darauf beworben. Das lief alles unkompliziert.

In den Stellenanzeigen wird mit Selbstverständlichkeiten wie pünktlicher Bezahlung und geregelten Arbeitszeiten und Weiterbildungsmöglichkeiten geworben. Wie sah es damit aus?

Der Lohn kam pünktlich, Arbeitszeiten waren auch einigermaßen geregelt. Der Arbeitsvertrag war sogar unbefristet, was aber ziemlich egal war, weil man es da eh nicht so lange aushält. Die
Weiterbildungen sind so Dinge, die sie machen müssen. Auszubildende habe ich da nicht gesehen.

Du sagtest, da hält man es nicht lange aus…

Nach außen wirkt das alles ganz gut: schicke Arbeitsklamotten, gute Arbeitsmaterialien, aber wenn du mit einem kleinen Dreier-Team bis zu 50 Objekte, die bis zu 10.000 m² groß sind, pflegen musst, dann ist das schon heftig. Dazu kommt der Druck, der untereinander aufgebaut wird. Ständig werden die Teams miteinander verglichen, welches denn nun besser ist, und der Teamleiter, ohne Ahnung von Garten- und Landschaftsbau, treibt alle an. Hinzu kommt, dass der Job für viele so eine Art letzte Chance ist. Da herrscht dann natürlich auch Angst. Wer aufmuckt, fliegt. Kein Wunder, dass es dann zu Burnout und ständigem Personalwechsel kommt. Ich kenne das eigentlich anders.

Was läuft da falsch?

Naja, Vonovia ist halt total auf Gewinnmaximierung ausgelegt und das merken die Leute, die da wohnen, aber auch die dort arbeiten. Normalerweise sollen sich doch die Bewohner und Bewohnerinnen in den Grünanlagen wohlfühlen und nicht die Aktionäre von Vonovia. Ich möchte ein gutes Verhältnis zu den Mieterinnen und Mietern haben. Ich kenne das aus meinen anderen Stellen so: Wir machen das, was notwendig ist, und sollten dann gemeinsam besprechen, was sie wünschen. Das geht eher in Richtung bedarfsgerechter Grünpflege. Aber das ist unter den Arbeitsumständen praktisch unmöglich und auch nicht gewünscht. Die Arbeiten sollen möglichst schnell und effizient gemacht werden.

Und das verträgt sich nicht mit der Mitbestimmung von Mieter*innen?

Genau. Ein Objektbetreuer sagte mal, die Mieter haben hier überhaupt nichts zu melden. Also mussten wir Sachen machen, die absolut sinnlos waren. Wir mussten zum Beispiel mal die Sandkästen in einer Siedlung plattmachen, um Kosten zu sparen. Totaler Irrsinn. Und auch ökologisch absolut nicht nachhaltige Sachen. Teilweise sollten wir gefährdete Pflanzenarten wegmachen oder im Sommer total vertrockneten Rasen mit den großen Mähmaschinen trimmen. Der war dann natürlich auch hinüber.

Noch einmal kurz zu den Arbeitsbedingungen. Du sagtest, ihr seid in kleinen Teams für ziemliche viele Objekte zuständig. Wie schafft ihr das?

Teilweise gar nicht und wenn doch, wie gesagt, nur unter Dauerstress. Manchmal mussten wir auch ein bisschen tricksen. Etwa wenn wir eine große Hecke schneiden sollten, haben wir nur einen Teil gemacht und dann ein Foto als Arbeitsnachweis an die Zentrale nach Bochum geschickt, damit das abgerechnet werden kann. Meistens haben wir die Arbeit dann zu einem anderen Zeitpunkt beendet.

quadratisch, praktisch und abgerechnet

Es ist also nicht nur so, dass Vonovia sich nicht kümmert (schlecht erreichbar ist etc.), sondern auch, dass ihr die Sachen in dem Umfang gar nicht schaffen könnt?

Richtig. Und das setzt dann auch einen Kreislauf in Gang. Wir kriegen den Auftrag nicht sofort erledigt und die Mieter sind dann auch unzufrieden und versuchen das Beschwerdemanagement zu kontaktieren, was aber bekanntlich auch so ein Akt ist. Da leiden dann sowohl Beschäftigte als auch Mieter drunter.

Und die Bezahlung?

Ich habe ungefähr 2000€ im Monat bekommen. Das ist ein Stundenlohn von etwas über 12€. Im Gartenlandschaftsbau gibt’s ja auch einen Tarifvertrag und demnach hätte ich für meine Position über 18€ bekommen, also knapp 1000€ mehr. Also eigentlich wird Gala gut bezahlt, bei Vonovia ist es ein Niedriglohnsektor! Und normalerweise kenne ich vom Gala-Bau auch 30 Tage Urlaubstage pro Jahr, bei Vonovia gab es aber weniger.

Das ist schon sehr merkwürdig. In deinem Vertrag wird ja zwar auch deine Tätigkeit angegeben, aber sonst steht da keine genauere Berufsbezeichnung. Nur dass du für die VONOVIA Wohnumfeld Service GmbH arbeitest. Das klingt ja fast so, als würde VONOVIA so gezielt versuchen, den Mantel-Tarif zu umgehen. 

Hmm kann sein. Aber dazu kann ich nichts genaueres sagen. Müsste man mal bei einer Gewerkschaft nachfragen.

Und sind dir sonst irgendwelche Unregelmäßigkeiten aufgefallen? 

Ob es Fälle von Schwarzarbeit gab, kann ich nicht sagen. Gerade wenn es um Grundsanierungen ging. Naja, und dass oftmals qualifiziertere oder fähige Arbeiter*innen aus Teams abgezogen wurden, um verschiedene Reparaturen zu erledigen, z.B. Steine pflastern. Dafür wurden dann keine Facharbeiter*innen eingesetzt.

Du bist mit Sicherheit froh, nicht mehr bei Vonovia beschäftigt zu sein.

Absolut, auf Dauer geht das gar nicht. Es wäre schön, wenn nicht nur die Gegenwehr der Mietparteien immer größer wird, sondern auch die Beschäftigten sich mal zusammenschließen, und am besten natürlich alle gemeinsam.

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