Kleine Geschichte
Schon bei den Vorgängern und Vor-Vorgängern von Vonovia & Co. gab es Mieterzusammenschlüsse. Ende der 90er Jahre wehrte sich im Ruhrgebiet das Aktionsbündnis der VEBA-MieterInnen gegen betrügerische Abrechnungen und rücksichtslose Nachverdichtungen in Arbeiterquartieren. Nach Umbenennung der VEBA in Viterra kämpfte dieses Bündnis vor allem gegen die vielen Einzelprivatisierungen, mit denen der damalige E.on-Konzern den Gesamtverkauf an die Deutsche Annington einleitete. Die Annington wurde dann zum Ausgangspunkt der heutigen börsennotierten Vonovia SE, dem größten Wohnungskonzern Europas.
Eine weitere große Auseinandersetzung in NRW gab es um die Privatisierung der bis 2008 landeseigenen LEG. Gewählte Mieterbeiräte, Mieterinitiativen, der DMB, Gewerkschaften und die damaligen Oppositionsparteien waren Träger der NRW-weiten „Volksinitiative für sichere Arbeitsplätze und Wohnungen“. Sie versuchte, den von der CDU/FDP-Regierung gewollten Verkauf der landeseigenen Wohnungen an Private-Equity-Fonds zu verhindern. Leider vergeblich. Die LEG Immobilien SE ist heute der zweitgrößte börsennotierte Vermieter.
Auch nach dem Ende er großen Privatisierungswelle in den Nullerjahren und den folgenden Börsengängen der Wohnungsunternehmen gab es immer wieder Vernetzungsbestrebungen von MieterInnen auf Stadt-, Landes- und Bundesebenen. Zum Teil blieben sie kurzlebig. Einige existieren aber immer noch und wurden politisch bedeutend.
Im Wohnungsbestand der Deutsche Wohnen SE in Berlin machte die Mieterinitiative „Kotti & Co.“ über die Stadtgrenzen hinaus von sich reden. Der Berliner „Deutsche Wohnen Mieterprotest“ mündete in die Volksentscheids-Kampagne „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Im Jahr 2021 stimmte eine große Mehrheit der Wahlberechtigten für den Vorschlag, große Wohnungsunternehmen in Berlin zu vergesellschaften. Für die Umsetzung fehlt bislang allerdings eine parlamentarische Mehrheit. Die Kampagne will demnächst einen neuen Volksentscheid mit einem eigenen Gesetz anstreben.
Im gesamten Bundesgebiet schlossen sich im Februar 2021 zwanzig kleine und große Mieterorganisationen zusammen, um sich gegenseitig im Widerstand gegen Geschäftspraktiken der Vonovia zu unterstützen. Sie nannten sich VoNO!via-MieterInnenbündnis. In einem offenen Brief an die Vonovia stellten sie gemeinsame Forderungen zu den umstrittenen Abrechnungen von Betriebs- und Modernisierungskosten auf. Das Schreiben wurde zu unserem Gründungsdokument.
Seit 2021 existiert ein Kreis von aktiven Mitgliedern, der sich regelmäßig in Telefon- und Videokonferenzen austauscht. Gemeinsam schrieben wir mehrere Offene Briefe an die Vonovia, führten Pressekonferenzen durch und verschickten Pressemitteilungen. Eine chronologische Übersicht sind Sie hier: Was wir wollen.
Im Frühjahr 2023 beschlossen wir, auch MieterInnengruppen weiterer Unternehmen aufzunehmen. Seitdem nennen wir uns „MieterInnenbündnis VoNO!via & Co.“.