„Wir kämpfen!“ Mieter*innen berichten von ihren Erfahrungen mit Vonovia

Mieter*innen aus den Mitgliedsgruppen unseres Bündnisses erzählen von ihren Erfahrungen. Sie sind verzweifelt, verängstigt, wütend – aber sie werden nicht aufgeben.

Enorme Nachzahlungen, Mieterhöhungen, Mängel, Spionagerauchmelder, fehlende Transparenz – in ganz Deutschland kämpfen Mieter*innen mit den undurchsichtigen Machenschaften des Wohnungsunternehmens Vonovia. Vonovia stellt deutschlandweit Profite über ihre soziale Verantwortung. Die Belastungen für die Mieter*innen sind enorm – und könnten sich mit der Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia auf weitere 140.000 Wohnungen erstrecken.

BERLIN – „Wir kämpfen!“

Berlin-Mariendorf – Kerstin Jahn, Mieterin in Berlin-Mariendorf, berichtet von unrechtmäßigen Mieterhöhungen und zu hohen Nachzahlungen. „Schon ohne die Belege ist klar, dass da Fehler drin sind.“ Aufgrund der Unstimmigkeiten machen viele Mieter*innen von ihrem Zurückhaltungsrecht Gebrauch. Die Vermieterin reagiert mit Mahnungen und Drohungen. „Vonovia baut eine Drohkulisse auf. Man wird drangsaliert“, erzählt Jahn. Aber die Mieter*innen knicken nicht ein. „Wir kämpfen auf jeden Fall“, so die 54-Jährige. Die Mieterinitiative Mariendorf-Ost organisiert Infostände und Heizkostenstreiks. „Wir müssen uns zusammentun. Nur die Massen können etwas bewegen“, proklamiert Jahn. Ihre Nachricht an Vonovia: „Wir werden immer mehr!“

Berlin-Wannsee – Sebastian Fiechter kämpft gegen ähnliche Probleme an. Auch seine Mietgemeinschaft ist von unklaren Nachforderungen im vierstelligen Bereich betroffen. „Die Mieter wurden über die Nachforderungen nicht aufgeklärt“, bemängelt Fiechter. Vonovia konnte die unverhältnismäßigen Kosten und deren Berechnung bislang nicht nachvollziehbar darlegen. Fiechters Kritik: „Das Wirtschaftlichkeitsgebot wird hier grob verletzt.“ Für viele Mieter ist das beunruhigend. „Die Verunsicherung ist groß,“ berichtet er. Die hohen Kosten sind eine große Belastung: „Bei all den Millionen, die da hin- und hergezogen werden, vergisst man, wie viel 3000€ für die Mieter sind.“

MÜNCHEN – „Ich will in meiner Stadt leben und atmen können“

München-Schwabing – In der Alten Heide ringen die Mieter*innen mit hohen Heizkostenabrechnungen, aber auch mit dem Einbau von Spionagerauchmeldern. Ada Endes, die seit 14 Jahren in der Alten Heide wohnt und Vorstand der Mietergemeinschaft ist, hat sich dort immer wohl gefühlt. Bis 2022. Seit Vonovia die Verwaltung übernommen hat, steigen Nebenkosten und Mieten. Von Januar 2022 bis Februar 2024 wurde die Siedlung mit Gas von den SWM zu einem teuren Ersatzversorgungstarif beliefert. Vonovia hatte sich nicht um einen günstigeren Tarif bemüht. „Die Mietergemeinschaft war schockiert, wütend über die extrem hohen Nachzahlungen, einige aber auch so verängstigt, dass sie ausziehen wollten“, erzählt Endes.

Die Mietergemeinschaft setzte Vonovia öffentlichkeitswirksam unter Druck, bis das Unternehmen die Mahnungen einstellte und eine Korrektur der Heizkostenabrechnungen versprach. Die korrigierten Heizkostenabrechnungen waren jedoch sehr unterschiedlich und die nach Aufforderung vorgelegte Belegeinsicht verworren und unvollständig. Bis heute hat Vonovia auf die Forderung nach detaillierten Belegen nicht reagiert. „Wir sind enttäuscht und erwarten von dem Vermieter Ehrlichkeit“, fordert Christine Plabst aus der Alten Heide.

Außerdem will Vonovia Rauchmelder einbauen, die Daten über Temperatur und Luftfeuchtigkeit sammeln. Ada Endes kritisiert: „Ich fühle mich ausspioniert. Und für dumm verkauft, weil ich dafür auch noch zahlen soll. Das ist ein Eingriff in meine Privatsphäre. Ich würde mich dauernd beobachtet fühlen. Außerdem empfinde ich das als Bevormundung. Ich bin erwachsen und durchaus imstande, meine Wohnung richtig zu heizen und zu lüften.“

Die Alte Heide sei eine wunderschöne Siedlung. Aber Vonovia mache den Mieter*innen das Leben schwer. „Ich als Münchnerin will in meiner Stadt leben und atmen können und nicht immer weiter hinausgedrängt werden,“ wünscht sich Endes. Lidia Arceri, Mieterin in der Alten Heide, fasst die simplen Sehnsüchte der Mieter*innen zusammen: „Das Einzige, was sich die Mieter wünschen ist, eine korrekte und nachvollziehbare Jahresabrechnung ohne Abzocke, und das Recht auf ein bezahlbares Zuhause. Alte Heide war und ist ein Arbeiterviertel.“

STUTTGART – „Hören Sie auf mit dieser Tyrannei!“

Stuttgart-Vaihingen – Neben astronomischen Kostennachforderungen kämpfen die Mieter*innen in Stuttgart mit einem miserablen Service. „Bei Mängeln müssen wir Monate warten, bis was passiert, egal ob es Schimmel in den Wohnungen sind oder Türen nicht mehr zu gehen“, klagt Antonietta Ferri von der Mieterinitiative Stuttgart. „Kinder, schwangere Frauen müssen in den schimmeligen Wohnungen ausharren.“

Die Vonovia habe bei den Mieter*innen in Stuttgart über Jahre zu hohe Grundsteuer berechnet. „Es hat drei Jahre gedauert bis die Mieter*innen ihr Geld zurückbekommen haben.“

Ferri wendet sich direkt an den Vonovia-Vorstandsvorsitzenden: „Mit diesem Geld haben Sie, Herr Buch, ein zinsloses Darlehen bekommen. Dies ist Ihr Geschäftsmodell. Ich nenne das Barbarei. Hören Sie auf mit dieser Tyrannei! Wohnen ist Daseinsvorsorge und kein Business.“

Bundesweit kämpfen Mieter*innen mit ähnlichen Problemen. Bottrop, Essen, Dortmund, Witten … überall klagen Mieter*innen über die Belastungen, die Vonovia ihnen aufzwingt. Doch sie leisten Widerstand – Vonovia wird damit nicht davonkommen.

Einverleibung von Deutsche Wohnen – „Noch mehr Ausbeutung“

Am 23. und 24. Januar soll die Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia auf außerordentlichen Hauptversammlungen beschlossen werden. Damit verleibt sich Vonovia etwa 140.000 Wohnungen ein.

„Es kann eigentlich nur schlimmer werden“, sagt Kerstin Jahn aus Berlin-Mariendorf. Ada Endes aus München teilt die Sorgen: „Die Übernahme der Deutschen Wohnen durch Vonovia bedeutet für mich als Mieter noch mehr Ausbeutung. Ein Großkonzern beeinflusst auch die Politik gegen die Interessen der Mieter. Der Mieter ist nur noch eine Kapitalanlage und kein Mensch.“ Sie fügt hinzu: „Das Grundrecht auf Wohnen wird zugunsten der Kapitalerträge mit Füßen getreten. Mein Gehalt bleibt gleich, aber die Kosten steigen und steigen. Wo sollen wir als Mieter noch hin? Wenn Vonovia immer mehr den Wohnungsmarkt beherrscht, diktiert sie auch die Kosten. Und durch die vielen Tochterfirmen von Vonovia ist keine Transparenz mehr möglich. Wie soll man sich da noch wehren?“

Doch die Mieter*innen verteidigen sich: Sie haben sich im MieterInnenbuendnis VoNO!via & Co.  zusammengeschlossen. In Nachbarschaftsgruppen und Mieterintiativen, mit Zurückbehaltungen und am 24. Januar vor der Hauptversammlung widersetzen sie sich dem Großunternehmen.